Leitthema im Jubiläumsjahr:

G e s c h w i s t e r l i c h k ei t in unserer Kirche

Warum haben wir uns gerade für dieses Thema im Jubiläumsjahr entschieden?


Das 75 jährige Jubiläum stellt für uns ein bedeutendes Ereignis dar, Denn wir können bei unserer Kolpingfamilie auf eine lange und interessante Geschichte zurückblicken. In die Zeit des Rückblicks fallen zwei Kriege und Nachkriegeszeiten. Es waren auch besondere Schwierigkeiten in der Zeit des 3. Reiches. Darauf folgte nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahr 1955, die erfolgreiche Wiedergründung. Im weiteren Verlauf der Geschichte fanden zahlreiche Aktivitäten in den Betätigungsfeldern Kirche, Familie, Staat und Gesellschaft statt.

Da das Jubiläumsjahr für uns also, wie zuvor beschrieben, ein bedeutendes Jahr ist, wollen wir uns auch mit einem wichtigen Leitthema und nicht mit einem „All-Jahres-Thema“ beschäftigen.

In einer Zeit, in der die Globalisierung immer weiter voranschreitet, geht immer mehr das „Zwischen-Menschliche“ verloren. Was nutzt es uns, wenn wir per Internet mit der ganzen Welt in Kontakt kommen , aber in unserem engsten Lebenskreis, mit dem Nachbarn, in unserer Pfarrgemeinde, in unserer Stadt, die Probleme nicht lösen können?

Vor diesem Hintergrund halten wir das Thema Geschwisterlichkeit für sehr wichtig, denn der geschwisterliche Umgang untereinander ist ein kostbares Gut. Dies gilt generell, aber speziell in unserer Kirche. Aus diesen Gründen haben wir das Thema „Geschwisterlichkeit in unserer Kirche“ als unser Leitthema ausgewählt.

Ein weiteres Beispiel für die Wichtigkeit des Themas zeigt folgender Sachverhalt: Manchmal kommt es vor, dass sich die Mitmenschen gegenseitig das Leben selbst unnötig schwer machen. Man streitet sich und bleibt stur, statt miteinander zu sprechen und die Probleme zu lösen. Oder aber man sagt sich die Wahrheit nicht offen ins Gesicht, sondern wählt den Weg über die Hintertür und schafft somit Schwierigkeiten.

Auch darüber lohnt es sich einmal nachzudenken. Deshalb haben wir uns mit dieser Problematik auseinander gesetzt, z. B. bei der Marienandacht in Eppenbrunn oder bei unserer Wallfahrt nach Marienthal.

Außerdem wollten wir mit unseren Vorträgen im Jubiläumsjahr ebenfalls einen Bezug zu unserem Thema herstellen: So fand Ende September ein Vortrag vom Kolping-Diözesan-Bildungsreferenten Thomas Bettinger zum Thema „Das christliche Menschenbild als Vorrausetzung einer humanen Ordnung in Familie, Kirche und Gesellschaft“ statt.






Im Januar steht ein Bericht über die Arbeit des Dekanatsrates und des Diözesanrates von Reinhard Schantz (Mitglied des Dekanats- und Diözesankatholikenrates der Diözese Speyer) auf dem Programm. Dabei werden auch Schwierigkeiten im menschlichen Umgang innerhalb der Kirche betrachtet. Mit dem Thema „Kolping – Weggemeinschaft der Generationen“, vorgetragen von Herrn Bettinger, werden wir uns im März beschäftigen. Auch dabei wird der Bezug zum Leitthema hergestellt (siehe auch Jahresprogramm).

Am Jubiläumstag selbst werden wir das Leitthema in unserem Jubiläumsgottesdienst aufgreifen. Außerdem gibt uns Dr. Christoph Braß (Vizepräsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und Vorsitzender des Diözesankatholikenrates der Diözese Speyer) bei der Jubiläums-Begegnungsfeier einen geistigen Impuls zum Leitthema.

Durch die zuvor aufgezählten Andachten, Gottesdienste und Vorträge, wollen wir uns im Jubiläumsjahr geistig erneuern und unser besonderes Augenmerk auf den geschwisterlichen Umgang untereinander richten. Außerdem geht das Bemühen weiter, mit den anderen kirchlichen und sozialen Verbänden von Dahn zusammenzuarbeiten.

Zum Schluss dieses Berichtes fügen wir noch ein Foto, eines zum Leitthema passenden Plakates, an.






Dieses Plakat wurde von der Kolpingfamilie für das Gemeindetuch zur Fastenzeit 2005 der Pfarrei St. Laurentius angefertigt. Bei dieser Aktion hatte jeder Verband in der Pfarrei Gelegenheit, in einem Bild darzustellen, wie die Mitglieder des jeweiligen Verbandes ihren Glauben leben wollen. Die einzelnen Bilder wurden zu einem Gemeindetuch in ähnlicher Form wie ein Hungertuch von Misereor zusammengefügt. Als Thema hierfür wurde das Motto des Weltjugendtages 2005 „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“ vorgegeben.

Erläuterung des Plakats:

Die Heiligen Drei Könige folgen dem Stern und beten Christus an.

Ja!!! In Demut und großer Liebe wollen auch wir Dich anbeten, Herr!

Aber: „ Nur der, der in der Liebe zu seinen Mitmenschen bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“.( Adolph Kolping)

Anbetung ist also nur dann glaubwürdig, wenn daraus Nächstenliebe die Konsequenz ist: Ohne Nächstenliebe, keine Gottesliebe!

Jesus sagt: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“.

Wir sollten uns darum bemühen:

Vertrauen zu schenken! Um geschwisterlichen Umgang in der Gemeinde! Konflikte auf der Basis der Nächstenliebe mit Streitkultur zu lösen! Menschen nicht zum Außenseiter machen! In unserer Gemeinde für die Menschen ein Gefühl der kirchlichen Heimat schaffen! Offen sein für unsere Mitmenschen und sie dort abholen, wo sie stehen!

Abschlussworte:

Statt miteinander, geht es oft aneinander vorbei. Bemühungen laufen parallel. Das ist ein enormer Kräfteverschleiß, der unbefriedigend und demotivierend ist. Geschwisterliche Zusammenarbeit und Solidarität statt Eigenprofilierung sollten im Interesse unserer Gemeinde Grundsatz sein.




Nachfolgend ein paar Texte zum Leitthema




Bußakt:

Der friedliche, freundliche und wohlwollende Umgang miteinander, Offenheit und Ehrlichkeit sowie gegenseitige Hilfe sind wertvolle Tugenden. Leider haben wir uns nicht immer an diese Grundsätze des geschwisterlichen Miteinanders gehalten. Deshalb wollen wir nun Gott um Vergebung bitten:

• Herr und Gott, oft hatten wir nicht die Kraft auf Menschen in unserem Umfeld zuzugehen, ihnen zu Vertrauen, ihren guten Kern anzusprechen und ihnen ein gutes offenes Wort zu schenken. Kyrieruf

• Guter Gott, oft hatten wir nicht die Kraft, in Offenheit und Gradlinigkeit Menschen dort abzuholen wo sie stehen um sie zum Guten weiterzuführen und sie nicht auszugrenzen und zu verurteilen. Kyrieruf

• Allmächtiger, ewiger Gott, oft hatten wir nicht die Einsicht auftretende Konflikte im Gespräch auf gleicher Augenhöhe tolerant und menschlich zu lösen. Brücken zu bauen statt Brücken abzureißen, damit wir geschwisterlich miteinander umgehen in unserer Familie, in unserer Kirche und im alltäglichen Leben. Kyrieruf



Fürbitten:

Gott, unser Vater, zu einem geschwisterlichen Miteinander brauchen wir deine Gnade und dein Unterstützung. Deshalb kommen wir, auf die Fürsprache des seligen Adolph Kolping mit unseren Bitten zu Dir.

• Sende unserer Weltkirche den Geist, der uns Christen dazu befähigt, trotz unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Hautfarbe uns geschwisterlich anzunehmen, solidarisch zu handeln, uns mit unserer Weltkirche zu identifizieren und uns alle froh zu unserer Kirche bekennen. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Segne unsere Arbeit für die weltweiten Projekte des Kolpingwerkes, die den ärmsten Menschen der 3. Welt helfen sollen. Wecke besonders unsere Solidarität für die Hilfsprojekte für Straßenkinder in Brasilien. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Schütze uns vor Neid, Hass, Missgunst, Feindseligkeiten und gib uns Deinen Beistand zur Umkehr und Versöhnung. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Schenke uns die Kraft, dass wir unser Leben auf die frohe Botschaft der Liebe stützen und mit Gottvertrauen leben. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Lass unsere Pfarrgemeinde ein Zentrum sein, in denen Menschen Deine Liebe und Güte ansteckend ausstrahlen und erfahrbar machen. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Hilf, dass wir uns den Kranken, Alten, Armen und Verzweifelteten annehmen und ihnen helfend zur Seite stehen. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Seit der Neugründung 1955 sind aus unserer Kolpingfamilie 62 Kolpingschwestern und Kolpingbrüder verstorben. Vergelte ihnen was sie ehrenamtlich für unsere Kolpinggemeinschaft, für unsere Pfarrgemeinde, für unsere Stadt geleistet haben und gib Ihnen deinen ewigen Frieden. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Gib uns die Gnade und die Kraft, dass wir dem Erbe, das unsere Verstorbenen uns hinterlassen haben gerecht werden, geschwisterlich miteinander umgehen, Salz der Erde und Licht der Welt sind. Wir bitten Dich, erhöre uns.

• Nimm alle Verstorbenen in Dein Reich auf und führe sie zum ewigen Leben. Wir bitten Dich, erhöre uns.

Allmächtiger Gott erhöre unser Beten durch Christus, unseren Herrn. Amen.


Meditation:

3 Gedanken zum Schluss:


• Sag nicht: „Worauf es ankommt, ist allein Gerechtigkeit.“ Ich antworte Dir: „Gerechtigkeit ohne Liebe ist eine Utopie. Liebe ohne Gerechtigkeit ist eine Lüge.“

• Wenn das Herz nicht funktioniert, ist alles umsonst. Mehr als ein komfortables Haus, mehr als einen reich gedeckten Tisch und mehr als eine gute Gesundheit braucht der Mensch Liebe. Denn nur in Liebe kann der Mensch werden, in der Liebe fühlt sich auch der kleinste Mensch sicher und geborgen.

• Gott ist gegenwärtig in jedem Menschen, der dich gern hat, der dich der Mühe wert findet, der mit dir geht und bei dir bleibt, wenn es Abend wird.

Gott schaut dich an durch die zarten Augen jedes Menschen, der Verständnis für

dich hat.

Er ist gegenwärtig in jedem guten Wort, das dich tröstet und stützt. Er ist in der Hand auf deiner Schulter, die dir Mut macht und dich liebevoll zurechtweist, wenn du dunkle Wege gehst.

Gott ist gegenwärtig in dem Mund, der dich mit Liebe küsst. Es ist die Wärme seines Herzens, die du in der Umarmung fühlst.

Wo Liebe im Herzen der Menschen wohnt, können Menschen sinnvoll über Gott sprechen und einander verstehen.



Leserbrief:


Die Kirche als Zuhause erleben


Zum Beitrag „Mein liebster Satz aus dem Leitbild des Kolpingwerkes,

in der Kirche zu Hause“ (KB 9/2002)


Unser neuer Generalpräses hat wesentliche Aufgaben für

uns Kolpingbrüder und Kolpingschwesternangesprochen.

Wer sich damit identifiziert, hat eine gewisse Voraussetzung,

froh und engagiert in unserer Kirche mitzuwirken. Der

Einzelne erlebt diese Kirche besonders in seiner Umgebung.

Leider wurde in diesem Artikel der Kolpingzeitung vergessen,

dass jeder nur dort „in der Kirche zu Hause“ ist, wo

er sich angenommen fühlt, wo ihm kein Misstrauen entgegen

gebracht wird, wo er aufgefangenwird, wenn er Beziehungsoder

berufliche Probleme hat, wo seelsorgerliche Gespräche

möglich sind, wo sein ehrenamtliches Engagement geschätzt

wird, wo die Hierarchien, Machtstrukturen und

Kontrollen abgeschafft sind, wo der Weg zur Wahrheitsund

Entscheidungsfindung nicht die Weisung von oben

ist, sondern der offene Dialog, wo das Amt nicht Herrschaft,

sondern Dienst bedeutet, wo

alle positive Gemeinschaft erleben.Man könnte die Aufzählungen

noch fortführen. Gerade dieser Aspekt fehlt

nach meiner Meinung immer wieder, wenn über die Freude

in unserer Kirche geredet wird.

Wir sind nur dann in unserer Kirche zu Hause, wenn wir

das „zu Hause“ erleben. Nur von einer menschlichen Basis

aus können wir uns dann auch für unsere Kirche engagieren,

unsere Kirche lieben, begeistert Salz der Erde und Licht

für die Welt sein.


Reinhard Schantz, 66994 Dahn


Kolpingblatt • NOVEMBER 2002

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